"Och ihr habt ja auch einen deutschen Akzent, oder?". So nahm es seinen Anfang. Wir, mein deutscher Besuch und Ich, saßen gerade einmal wenige Sekunden im Bus, der uns um die Neuseeländische Nordinsel cruisen sollte, als sich das weibliche Unheil mit eben diesen Worten zu uns umdrehte. Etwa zwei bis drei Stunden später tat selbiges dann nur noch unser Magen. Einerseits wegen der garnicht cruisigen Fahrweise des Busfahrers, andererseits wegen Frau Brömse. So der Name der verbalmotivierten Dame. Brömse. Sie stellte uns auch Ihre Ulaubsbegleitung vor. Herrn Wurzer. Spätestens da war es dann um mich geschehen. Bevor der Deutsche jetzt wieder hektisch die Diskriminierungsfähnchen schwenkt: Ich habe selber einen blöden Nachnamen. Ich darf darüber lachen.
Zu Lachen gab es aber auch an anderer Stelle zu genüge. Beispielsweise stellte es sich als herrlich unterhaltsam heraus an den Osterfeiertagen in Taupo, einer Kleinstadt im Zentrum der Nordinsel, ein Hotelzimmer zu bekommen. Irgend. Eines. Das Gepäck unterm` Arm, schlurften wir gute zwei Stunden durch das Dörfchen und hatten uns schon eine hübsche Stelle am Strand zum Ankern ausgesucht, als uns die Neuseeländische Hilfsbereitschaft wieder einmal überraschte. In Deutschland bekommt man von ausgebuchten Hotels mitgeteilt, dass man Pech hätte und doch bitte früher buchen solle. In Neuseeland telefonieren die Hotelbesitzer für uns eine halbe Stunde lang herum, organisieren ein Doppelzimmer im edelsten Schuppen der Stadt und handeln noch dazu einen Sonderpreis aus. Man kann es als Service und unfassbar hilfsbereit betrachten - oder als total bescheuert und nicht geschäftstüchtig. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen. Gut für uns: So hatten wir für 150$ (in etwa 70€) die Nacht beheizte Wasserbetten, Pool, Whirlpool und Grill. Dass man uns obendrein kostenlos zum Hotel gefahren hat, wunderte uns dann schon nicht mehr. Frau Brömse schlief übrigens in einem 12 Personen Zimmer in einer Jugendherberge. Haha Frau Brömse. Haha.
Wie wertvoll die geruhsame Nacht und erholsame Hottub noch werden sollte, zeigte der nächste Tag. Wer meine Tweets verfolgt hat weiß, was jetzt kommt: Mordor. Für alle, die sich mit Kino und kleinen barfüßigen Wiesenmenschen nicht auskennen: google ist dein Freund. Zu den Fakten: (1) Mordor stinkt nach Pipi. Irgendwo muss auch Sauron sparen. Er tat es an Klos. (2) 19 Kilometer lang ist der Pfad, auf dem ich den über 2000 Meter hohen Vulkan in circa 6 Stunden überquert habe. (3) Was passiert, wenn man das in Straßenkleidung versucht? Kurze Antwort: Lass es! Spätestens ab Kilometer 3 hört der geebnete Pfad auf und es geht steil bergauf. Mit der Motivation und guten Laune verhält es sich ab diesem Moment reziprok proportional (das ist cool für "umgekehrt"). Starker Wind, ein 50cm kleiner Vulkanstaubpfad, der rechts und links von tiefen Kratern und Schluchten tangiert wird, macht einfach erst Spaß, wenn er hinter einem liegt. Ab diesem Moment kommt sich der tapfere Bergsteiger aber vor wie im Film. Kinnladen und Postkartenmomente mit türkisen Kraterseen, unberührtem Dschungel und Schwefelquellen füllen den Fotospeicher in Rekordzeit. Die Brömse war übrigens nicht dabei. Sie verpasste die Umstellung auf Winterzeit und stand dementsprechend eine Stunde zu spät an der Haltestelle. Haha Frau Brömse. Du kannst dir aber die schönsten Bilder auf flickr.com anschauen.


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Hey Du! Möchtest du wirklich einen Kommentar schreiben? Du weißt aber schon, dass Tastaturen der dreckigste Ort im Haus sind, oder? Ganzschön widerlich was da alles drauf lebt. Schweinegrippe und so. Aber bitte - wenn du wirklich etwas zu sagen hast - nur zu. Ansonsten überlegs` Dir besser nochmal.