Freitag, 4. März 2011
Unser Star für Libyen
Das ist Claus Weselsky. Seines Zeichens Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer - oder kurz und deshalb für Leute wie den Claus besser zu merken: GDL. Bei den Meisten von Euch wird dieser Verein in den vergangenen zwei Wochen durch wiederholte Warnstreiks zu zweifelhaftem Ruhm gelangt sein. Ganze drei Mal innerhalb der letzten zwei Wochen rief der Claus - und damit die GDL - Lokführer im ganzen Land dazu auf, Fähnchen zu schwenken, anstatt Züge zu lenken. Die aus persönlicher Sicht zwar durchaus nachvollziehbaren - aber aus volkswirtschaftlicher Perspektive haltlosen Gründe für den Arbeitskampf möchte ich an dieser Stelle nicht beleuchten - viel mehr interessieren mich die Talente, die den Claus zu einem aussichtsreichen Bewerber auf den Posten als Super-Diktator in Ägypten, dem Jemen oder Libyen machen würden.
Da wäre beispielsweise sein unvergleichlicher Umgang mit der 'Wirklichkeit'. Ich spreche bewusst nicht von der 'Wahrheit', da ich mir nicht sicher bin, ob der Claus diese nur bewusst verdreht - oder ob er seine gebetsmühlenartigen Predigten tatsächlich glaubt, mit denen er das Volk bequem von der Frankfurter Gewerkschaftszentrale aus seit Wochen langweilt. Ein Evergreen ist etwa diese Aussage: "Mit den Streiks wollen wir die Bahn treffen - nicht die Kunden.". Logisch. Schließlich ist das doch für den Kunden hübsch anzusehen, wenn hunderte Lokführer lustig verkleidet Fähnchen schwenken und Pfeifchen trillern. Bahnfahren um anzukommen kann man doch die restlichen 362 Tage im Jahr. Und damit dieses Spektakel auch wirklich viele Menschen mitbekommen können, ist der Claus obendrein so nett und legt den Arbeitskampf mitten in den morgendlichen Pendlerverkehr. Toll, der Claus!
Jeder könne sich ja auf die Verzögerungen und Ausfälle vorbereiten, lautet eine andere Phrasenschwein-Floskel des Gewerkschaftlers und klingt dabei irgendwie, als stamme sie aus einem chinesischen Glückskeks, statt aus der Feder eines ernst zunehmendem, denkenden Menschen. Die Reisenden hätten sich informieren müssen, hätten auf andere Verkehrsmittel umsteigen können oder am Besten gleich Urlaub nehmen sollen! Mit der Realität - also all dem, was sich außerhalb der kaugummibunten Welt des Herrn Weselsky abspielt - hat das natürlich wenig zu tun. So hält es die GDL nur selten für nötig Informationen darüber zu veröffentlichen, wo genau denn, welche Strecken bestreikt werden sollen. Dass da irgendwo ein Fehler im System ist, hat der Claus auch schon gemerkt. Deshalb fuhr der am Freitag auch nicht mit der Bahn zurück nach Frankfurt, wie er in einem Radiointerview zugab, sondern nahm sicherheitshalber das Auto. Auf die Frage, ob die GDL wisse, dass die Streiks vor allem Berufspendler treffen würden, antwortete er obendrein: "Das geht nicht anders. Aber wir werden das richtige Maß finden.". An dieser Stelle möchte ich in Rücksichtnahme auf mein Wohlbefinden gar nicht wissen wie der selbstverliebte Bleistiftschubser und Zahlenakrobat dieses Maß denn definiert. Wenn ich wüsste wie viele Pendler erst ihren Job verlieren müssen, wichtige Klausuren versäumen sollen, oder teuer gebuchte Flüge verpassen müssen, damit der Auto-fahrende Obergewerkschaftler die Grenze überschritten sieht, würde mir vermutlich übel werden.
Das bringt uns automatisch zum dritten - und dem vielleicht wichtigsten Charakterzug vom Claus: eine fast schon unverschämt selbstbewusste Fehleinschätzung seiner Aufgaben und dem, was er eigentlich erreicht. In der Welt vom Claus sollen die ungemein unzufriedenen Lokführer durch die Niederlegung ihrer Arbeit die ungemein geizigen Transportunternehmen zu mehr Kooperation in den Verhandlungen um einen neuen Tarifvertrag zwingen. Im Rest der Welt werden Fahrgäste, die aus beruflichen Gründen auf die Bahn angewiesen sind in Geiselhaft gehalten, um auf dem Rücken der Lokführer die Unternehmen zu erpressen und das Weselsky-Ego zu profilieren. Die Tatsache, dass viele Lokführer mit der aggressiven Streiktaktik gar nicht einverstanden sind und lieber Lokomotive fahren würden, anstatt als Blitzableiter für den Frust der zurecht verärgerten Fahrgäste zu dienen, setzt der Claus'schen Selbstverherrlichung obendrein das Hütchen auf.
Claus Weselsky am 15.02.2011 im Tagesspiegel:
"Es kann jeder mit der Bahn fahren. Die Frage ist, ob man beeinträchtigt wird. (...) Zu früh können wir das nicht machen [warnen, Anm. d. Red.], weil sich die Arbeitgeber sonst darauf einstellen und die Wirkung der Streiks verpuffen würde. Wir wollen die Interessen der Kunden berücksichtigen, müssen aber Druck auf die Arbeitgeber ausüben, um zu einem Tarifvertrag zu kommen."
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