Samstag, 26. März 2011

Gastbeitrag: Wenn der Adler über den Bock gleitet

Was für die eine Hälfte der Menschheit die wohl schönste, spaßigste und entspannendste Aktivität der Welt ist, ist für die andere Hälfte das genaue Gegenteil. So zum Beispiel auch für mich. Jetzt mal ganz ehrlich: Wie soll es Menschen, die mit einer Sportlichkeit eines Medizinballs gesegnet sind, Spaß machen sich zu bewegen? Ich meine nicht von (A) nach (B). Sondern das sich Bewegen - nur damit man sich nicht nicht bewegt. Natürlich wird immer betont, wie wichtig Sport für die Gesundheit ist und dass man ganz herrlich neue Kontakte durch gemeinsame Aktivitäten knüpfen kann. Aber mal im Ernst: Wie viele Menschen haben sich mindestens zehn Jahre lang durch den Sportunterricht geschmuggelt in der Hoffnung beim Hochsprung nicht wieder gegen, sondern über diese Stange zu springen, die einen bereits aus weiter Ferne schadenfroh als Endgegner entgegen lächelt. Doch fangen wir mal ganz unten an: beim Bodenturnen.

Es gibt für Jeden die passende Sportart
Da gibt es die Sportgazellen, bei denen das Bodenturnen so graziös aussieht, dass man denken könnte diese Menschen seien bereits mit einer Rolle rückwärts und einem eleganten Ausfallschritt aus dem Geburtskanal gerutscht. Ich bin keine Gazelle. Eher eine Schildkröte. Oder ein Mammut. Ich bin nett anzusehen, vielleicht sogar eine Zierde meiner Art - aber durch brennende Reifen springen - sowas mache ich nicht! Statt einer flüssigen und würdevollen Bewegung endet das ganze Spektakel in bedauerlicher Regelmäßigkeit in einer reinen Tortur und einem Kampf mit meinen eigenen Gliedmaßen.

Die nächste Stufe der Erniedrigung ist das Bockspringen. Wo andere geschmeidig wie ein Adler über den Bock gleiten, springen andere mit voller Wucht gegen dieses Hindernis und landen letztlich mit aufgerissenem Bein auf dem Boden – unter dem Bock begraben. Was ein Spaß! Weiter geht es mit dem Erklimmen von Seilen - beziehungsweise Stangen. Entschuldigung, aber da wo ich herkomme sind Frauen, die an Stangen herumturnen meistens von Berufswegen Träger von Geschlechtskrankheiten. Aber nun gut, auch hier gibt es die Exemplare, die den Eindruck erwecken, dieses Herumgehample sei die einzig richtige Weise sich fortzubewegen und die Häuser und Straßen hätten doch bitteschön senkrecht gen Himmel erbaut werden sollen.

Gut gut, das waren bisher alles Sportarten, die mit Geräten zu tun hatten. Ballsport ist besser meint ihr? Falsch! Ziel bei den meisten dieser Sportarten ist es einen Ball in das gegnerische Tor, in den gegnerischen Korb oder auf das gegnerische Feld zu befördern und somit seiner Mannschaft zum Sieg zu verhelfen. Eigentlich ganz einfach…eigentlich. Ich hingegen habe im Laufe der Zeit zwei Mechanismen entwickelt, die mich vor allzu schweren Verletzungen schützen sollten:

Möglichkeit 1: Dem motivierten Lauffluss der Gruppe anschließen und so zu tun als würde man gerne den Ball bekommen. Man kommt natürlich nicht gegen die Alphamännchen an, die mit atemberaubenden, koordinierten Bein- und Wurfbewegungen das Spiel im völligen Alleingang über die Bühne bringen. Fazit: Moppelkotze!

Variante 2: Das regungslose Mikadostäbchen. Wer sich bewegt verliert. Hier versucht man sich so lange es geht aus dem Spielgeschehen heraus zu halten, ohne auch nur den Anschein erwecken zu wollen, dass man sich wirklich für den Ausgang dieses Spiels interessiert. Bevorzugt wird diese Variante vor allem beim Volleyball, wobei hier meist tatsächlich ein viel zu langsamer Reiz-Reaktions-Mechanismus stattfindet und man erst nachdem der Ball vor einem auf dem Boden landet, einen Schritt zur Seite macht, damit dieser auch ungehindert weiter rollen kann. Fazit: Irgendwann kann man die Ballart durch den bloßen Aufprall auf's Gesicht erraten. Das ist doch schonmal' was!

Wer also noch immer der Meinung ist Sport sei gesund und fördere die Chance soziale Kontakte zu knüpfen hat Recht: Sport ist gesund für die Lachmuskeln, denn sich so herrlich zu blamieren schafft man nirgends so leicht wie beim Sport und Kontakte zu knüpfen ist hier auch viel einfacher. All die netten Sanitäter und das besorgte Krankenhauspersonal, das einen jede Woche aufs Neue freundlich in Empfang nimmt, würde man ohne diese erheiternde Tätigkeit niemals oder erst sehr viel später kennenlernen.

(Gastbeitrag, in dem garantiert neben diversen schmerzhaften Sportarten auch alle Tiere dieser Erde vorkommen. Vielen Dank dafür - Jennifer Santangelo - via www.censoredmagaz.in)

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