Es wurde grau und tröpfelte. So schlimm kann das nicht sein, dachte ich - sonnenverwöhnter und schirmloser Europäer - und trotzte dem bisschen Wasser. Man hätte stutzig werden können, als die Einheimischen hektisch unter Brücken, Bäumen und Vordächern verschwanden. Wie die Kakerlaken wenn das Licht angeht. Ich war eher eine ganz und gar unhektische Schildkröte. Unbeeindruckt von dem nervösen Treiben und auf die eigene Schrittfolge konzentriert. Was sollte schon aus diesem mickrigen Wölkchen da kommen?
Hunde und Katzen. Ach was, Rinder und Nilpferde regnete es. Und 3/4 davon waren am Ende in meinen Klamotten. Nach dem Auswringen und Trockenföhnen hätte ich einen Zoo mit Nilpferden füllen können. Ich wollte wissen, ob so ein Loch im Himmel normal sei für Japan und fragte an der Rezeption meines Hotels nach. "Buddah", hieß es da. Aha. "Buddah made rain come Japan." Achso. Dann wollen wir doch mal diesem Herrn Buddah den Ast gerade biegen. Ein echter Deutscher weiß doch schließlich, wie man sich gegen solch eine Unverfrohrenheit zu wehren hat.
Die nette Hotelangestellte piepste mir noch zu, wo ich Buddah am Besten finden könne. Schon beeindruckend, was sich ein Japanischer Staatsmann für Prachtbauen hinsetzen darf. Wenn ich das mit den deutschen Ämtern vergleiche...Teppiche in Modderfarbe und steril nüchterne Einrichtung. Auch die Arbeitsatmosphäre scheint mir hier viel entspannter zu sein. Die Angestellten von Herrn Buddah laufen sogar in Bademänteln rum. Toll. Von einem wollte ich wissen, wo er denn nun ist, der Chef. "Buddah is everywhere". Ok, hat er Recht. Ein bisschen selbstverliebt ist der kleine dicke Mann offenbar schon. Everywhere hat er sein goldenes Konterfrei aufgestellt. Aber wo isser denn nun genau? "In the air. In the sea. And in your heart". Ach so ist das mit dem. Dann soll er noch mal genau nachschauen, ob ich mir wirklich so viel Regen gewünscht habe. Einen Tag vor meiner Heimreise. Das hätte doch auch noch Zeit gehabt.Aber so ist das nunmal mit dem Regieren. Nie kann mans` Allen Recht machen. Als Abschiedsgeschenk habe ich dem kleinen Dicken noch ein Räucherstäbchen angezündet. Das steckt man dann in einen Topf voll Sand und fächert sich den Rauch ins Gesicht. Vielleicht macht das ja einen guten Eindruck und ich komme Morgen trocken nach Hause.

